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Georg Elser – Zur Karriere eines Ermordeten

25. Dezember 2012
Posthume Repatriierung: Gedenkanzeige für Johann Georg Elser in der Frankfurter Rundschau vom 6.11.2004

Posthume Repatriierung: Gedenkanzeige für Johann Georg Elser in der Frankfurter Rundschau vom 6.11.2004

Vortrag und Diskussion mit Matheus Hagedorny

Georg Elser ging auf ganz eigene Rechnung daran, den nationalsozialistischen Terror an seinem mythischen Ursprungsort zu terrorisieren. Präzise wie nur Wenige wollte Elser begreifen, dass das Regime enthauptet werden musste und dies dennoch kaum etwas gegen die Tendenz einer sich barbarisch auflösenden deutschen Gesellschaft ausgerichtet hätte.
Gleichwohl lässt sich die Geschichte von Georg Elser nicht als »deutsches Drama« erzählen, wie es der Untertitel des Elser-Stücks von Peter Paul Zahl nahe legt. Stattdessen ist der einsame Widerstand des Handwerkers weitgehend dialogfrei und von dessen letzten Jahren kaum mehr als seine Verzweiflung sowie der verleumderische Lagerklatsch aus den KZs überliefert, der auch lange nach seiner Ermordung in Dachau Widerhall fand.

Nachdem der Verschwörungswahn um Elsers vermeintliche Hintermänner seit den 1970ern abzuklingen begann, setzte seine zaghafte Integration in den postnazistischen Erinnerungsbetrieb ein. Ob er nun in Klaus Maria Brandauers Elser-Verfilmung »existenziell verkitscht« (Redaktion Bahamas) oder zum deutschen Patrioten umgelogen wird, ob er als »Held ohne Degen« oder als Mainstream gewordener Geheimtipp der deutschen Vergangenheitsbewältigung reüssiert – dem deutschen Zwang zur Sinnstiftung und Eingemeindung der Opfer entgeht auch Georg Elser nicht.
Der Vortrag macht es sich zur Aufgabe, zu beleuchten, was die Rezeption des »Bürgerbräu-Attentats« über das Werden des postnazistischen Bewusstseins aussagt, welche Rolle die Kulturindustrie dabei einnimmt und warum Georg Elser heute kein Vorbild sein kann.

Donnerstag, 17. Januar 2013
20:00 Uhr
Druckluft (Am Förderturm 27, Oberhausen)
Eintritt frei

Veranstalter: Antifa D-Day Duisburg.