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Der Sozialismus und die Seele des Menschen

12. Dezember 2011

Zum ästhetischen Kommunismus des Oscar Wilde

Workshop der Gruppe Georg Elser

Der Schriftsteller Oscar Wilde gilt heute in erster Linie als Inbegriff des kunstsinnigen Dandy, dem das Publikum Romane wie „Das Bildnis des Dorian Gray“ und berühmte Theaterstücke wie „Bunbury“ zu verdanken hat.
Völlig zu Unrecht vergessen ist jedoch sein radikaler Essay „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“, in dem er utopische Bestimmungen für eine sozialistische bzw. kommunistische Gesellschaft formuliert, deren zentrale Aufgabe es sein soll, „uns von der schmutzigen Notwendigkeit zu befreien, für andere zu leben, die momentan so schwer auf fast allen lastet.“

Oscar Wildes Versuch eines ästhetischen Kommunismus ist kein literarisches Gedankenspiel, sondern revolutionärer Entwurf. Pointiert wird in ihm die Würdelosigkeit des Eigentums, die Arroganz des Mitleids und der Zynismus der Sozialreform kritisiert. Anliegen dieser Sozialismuskonzeption ist, die aus der ökonomischen Notwendigkeit geborene, fatale Abhängigkeit der Menschen voneinander zu überwinden. Sie zielt auf einen Individualismus, dessen Möglichkeit er im prekären Leben des Künstlers aufscheinen sieht. Wilde gelingt es wie nur Wenigen, den Kommunismus gegen die kollektivistischen Tendenzen der Arbeiterbewegung zu bestimmen: als einen um die Vervollkommnung des Einzelnen gebildeten „Verein freier Menschen“ (Karl Marx).

Der Workshop möchte aufzeigen, inwiefern diese erstmals 1891 veröffentlichte Schrift es verdient, auch heute in gesellschaftskritischer Absicht gelesen zu werden. Im Mittelpunkt steht die Reflexion darüber, ob und wie „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“ dazu beiträgt, die aktuelle kapitalistische Vergesellschaftung zu kritisieren und wo ihre Grenzen und Unwägbarkeiten liegen.
Die Teilnahme am Workshop erfordert keine vorherige Anmeldung und ist kostenlos. Die Veranstaltung richtet sich an alle Menschen, die an der Kritik des Sozialismus bzw. Kommunismus interessiert sind.

Sehr sinnvoll, wenn auch nicht zwingend erforderlich für die Teilnahme ist es, „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“ bereits im Vorfeld der Veranstaltung zu lesen.
Der Essay ist zur Zeit in zwei Ausgaben (von Gustav Landauer und Hedwig Lachmann 1904 ins Deutsche übersetzt: Diogenes Verlag 9,90€, Books on Demand 5,40€) erhältlich.
Er ist zudem auch online verfügbar (weniger schöne deutsche Übersetzung, englische Originalausgabe).

Samstag, den 18. Februar 2012
14 bis 18 Uhr
Ulrich-Haberland-Saal
(Auf dem Hügel 16, Bonn-Endenich).